Der Gekreuzigte lebt
Der Gekreuzigte lebt.
Große Aufregung schon früh am Ostermorgen. Frauen eilen zum Grab, um „hinzugehen ihn zu salben.“ Was die Pietät und Liebe zu einem Gestorbenen forderte. Also etwas durchaus Bekanntes und eigentlich auch irdisch Gewöhnliches. Sie hatten schon manchen Toten nach Sitte des Landes gesalbt und in Tücher gehüllt.
Wenn auch der Tod Jesu am Kreuz alle bisherige Trauer ihres Lebens weit überschritt. Jesus ist tot, Jesus ist tot, so ging es von Mund zu Mund in Jerusalem. Viele verzagte Menschen waren erschrocken, denn er hatte sich immer auf ihre Seite gestellt. Unbekümmert durchbrach er die Grenzen zwischen arm und reich, fromm und unfromm, moralisch und unmoralisch. Doch nun war Jesus – die Hoffnung der Armen und Verachteten – tot. Furchtbar hingerichtet, schlimmer ging es nicht.
Als die Frauen sich Sorgen machten, wer wohl den schweren Stein vom Grab wegrollen könnte, da sahen sie nach einer kurzen weiteren Wegstrecke, dass der Stein bereits weggerollt war. Und als sie ins Grab gehen wollten, sagte ihnen ein Jüngling, der mit einem langen weißen Gewand gekleidet war: „Seid nicht so entsetzt! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da, die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“
Der Gekreuzigte lebt. Das war die Botschaft des Botschafters Gottes, des Engels. Sie geht weiter bis heute. Unaufhaltsam.
Der Evangelist Markus berichtet uns jedoch, dass die Frauen voller Entsetzen davonrannten und niemand etwas davon sagten, weil sie sich wohl selbst wie verrückt vorkamen. Gut zu verstehen. Das war zu viel für sie. Wem sollten sie das erklären, wer würde es ihnen glauben? Frauen waren ohnehin nicht als Zeugen anerkannt in jener alten Zeit. Umso mehr fürchteten sich die Frauen vor den Rückfragen der Männer. Dieser Akzent war dem Evangelisten Markus wichtig, um die Unvergleichbarkeit von Ostern zu betonen. Sieht man alle Osterberichte der Evangelien durch, wird man merken, wie wichtig die Frauen in den Ostergeschichten waren und noch sind.
Doch die Nachricht kam rasch zu den Jüngern. Wenn wir die anderen Ostergeschichten der Evangelien lesen, werden wir spüren, wie gewaltig dieser erste Ostertag bei aller Stille war.
Man redete sozusagen durcheinander, die Nachrichten überschlugen sich. Es sprach sich nicht nur so langsam von Jahr zu Jahr herum, die Auferstehung Christi war keine Erfindung von Menschen, sondern die Botschaft war wie ein Feuer, das sich ausbreitet – und nicht mehr zu löschen ist.
Doch alle Zweifler sollen es zu ihrer Entlastung wissen: Der Anfang war kein Osterjubel wie in den großen Chorälen der Kirchen, sondern der Zweifel musste erst überwunden werden. Immer wieder tauchte er auf, der Zweifel, ehe der heilige Geist den vollen Glauben schenkte und „die Jünger froh wurden, weil sie den Herrn sahen.“
Überhaupt wird der Zweifel in den Berichten stark betont. Noch einmal: wichtig für die Zweifler! Sie werden voll verstanden im Evangelium. Der "ungläubige Thomas" steht da für immer als Beispiel der Güte Gottes.
Doch warum diese Umständlichkeiten und nicht sofort volle Kanne Freude und Jubel? Begreifen wir es doch! Gerade der Zweifel der Jüngerinnen und Jünger hebt die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi hervor. Die Auferstehung Christi ist sozusagen unermesslich und gilt für die volle Weite unserer Welt und des ganzen Universums. Wer kann denn das auf einen Schlag begreifen!
Ostern ist Revolution. Gottes große Revolution. Keine Evolution, nicht die Weiterentwicklung des Vorhandenen, sondern die Umkehrung aller Dinge. Re-volution. Alles wird auf den Kopf gestellt, nichts ist hier mit den Maßstäben unserer Erde zu beweisen oder abzuweisen. Denn die Auferstehung Jesu Christi ist ein einzigartiges, ein unvergleichbares „Ereignis“. Doch schon das Wort Ereignis reicht nicht hin und aus, um die Botschaft von der Auferstehung Christi nur entfernt zu deuten. Es stammt aus unserer irdischen Erfahrung. Hier jedoch versagen unsere naturwissenschaftlichen und historischen Vergleiche, Erfahrungen und Denkweisen.
Auch Lazarus wurde auferweckt – durch Jesus – doch er ist wieder gestorben, wie auch alle durch Jesus geheilten Menschen irgendwann gestorben sind. Sie lebten erweckt oder geheilt für den Zeitraum eines Menschenlebens weiter und der war damals sehr kurz.
Doch Jesus, der Christus Gottes, der von Gott bevollmächtige Heiland und Herr über alles, ist zu uns gekommen wie Gott selbst. Hier stottern wir einfach, unsere Sprache versagt sozusagen. Er ist nicht nur der Herr über Raum und Zeit, sondern kommt mit einer ganz neuen Wirklichkeit zu uns. Diese lässt sich nicht mehr nach Länge, mal Breite plus Zeit berechnen. Es ist die Dimension Gottes, die eingreift in die Welt des Todes, der Kriege, der Angst und Verzweiflung wie auch in das Leben von Menschen, die den Sinn ihres Lebens verloren, oder ihn noch nie fanden.
Nun beginnt wirklich ein ganz neues Leben auch auf unserer alten Erde. „Sieh, ich mache alles neu.“ Das wird einmal öffentlich werden mitten im Universum. Alle Knie werden sich beugen, so redet die Bibel – und bekennen, dass Christus der HERR über alles ist. Doch auch heute wird es wahr, dass Menschen durch den Glauben an Jesus neue Menschen werden.
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“
„Der Herr ist auferstanden; er ist wahrhaftig auferstanden.“
Johannes Hansen
Große Aufregung schon früh am Ostermorgen. Frauen eilen zum Grab, um „hinzugehen ihn zu salben.“ Was die Pietät und Liebe zu einem Gestorbenen forderte. Also etwas durchaus Bekanntes und eigentlich auch irdisch Gewöhnliches. Sie hatten schon manchen Toten nach Sitte des Landes gesalbt und in Tücher gehüllt.
Wenn auch der Tod Jesu am Kreuz alle bisherige Trauer ihres Lebens weit überschritt. Jesus ist tot, Jesus ist tot, so ging es von Mund zu Mund in Jerusalem. Viele verzagte Menschen waren erschrocken, denn er hatte sich immer auf ihre Seite gestellt. Unbekümmert durchbrach er die Grenzen zwischen arm und reich, fromm und unfromm, moralisch und unmoralisch. Doch nun war Jesus – die Hoffnung der Armen und Verachteten – tot. Furchtbar hingerichtet, schlimmer ging es nicht.
Als die Frauen sich Sorgen machten, wer wohl den schweren Stein vom Grab wegrollen könnte, da sahen sie nach einer kurzen weiteren Wegstrecke, dass der Stein bereits weggerollt war. Und als sie ins Grab gehen wollten, sagte ihnen ein Jüngling, der mit einem langen weißen Gewand gekleidet war: „Seid nicht so entsetzt! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da, die Stätte, wo sie ihn hinlegten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“
Der Gekreuzigte lebt. Das war die Botschaft des Botschafters Gottes, des Engels. Sie geht weiter bis heute. Unaufhaltsam.
Der Evangelist Markus berichtet uns jedoch, dass die Frauen voller Entsetzen davonrannten und niemand etwas davon sagten, weil sie sich wohl selbst wie verrückt vorkamen. Gut zu verstehen. Das war zu viel für sie. Wem sollten sie das erklären, wer würde es ihnen glauben? Frauen waren ohnehin nicht als Zeugen anerkannt in jener alten Zeit. Umso mehr fürchteten sich die Frauen vor den Rückfragen der Männer. Dieser Akzent war dem Evangelisten Markus wichtig, um die Unvergleichbarkeit von Ostern zu betonen. Sieht man alle Osterberichte der Evangelien durch, wird man merken, wie wichtig die Frauen in den Ostergeschichten waren und noch sind.
Doch die Nachricht kam rasch zu den Jüngern. Wenn wir die anderen Ostergeschichten der Evangelien lesen, werden wir spüren, wie gewaltig dieser erste Ostertag bei aller Stille war.
Man redete sozusagen durcheinander, die Nachrichten überschlugen sich. Es sprach sich nicht nur so langsam von Jahr zu Jahr herum, die Auferstehung Christi war keine Erfindung von Menschen, sondern die Botschaft war wie ein Feuer, das sich ausbreitet – und nicht mehr zu löschen ist.
Doch alle Zweifler sollen es zu ihrer Entlastung wissen: Der Anfang war kein Osterjubel wie in den großen Chorälen der Kirchen, sondern der Zweifel musste erst überwunden werden. Immer wieder tauchte er auf, der Zweifel, ehe der heilige Geist den vollen Glauben schenkte und „die Jünger froh wurden, weil sie den Herrn sahen.“
Überhaupt wird der Zweifel in den Berichten stark betont. Noch einmal: wichtig für die Zweifler! Sie werden voll verstanden im Evangelium. Der "ungläubige Thomas" steht da für immer als Beispiel der Güte Gottes.
Doch warum diese Umständlichkeiten und nicht sofort volle Kanne Freude und Jubel? Begreifen wir es doch! Gerade der Zweifel der Jüngerinnen und Jünger hebt die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi hervor. Die Auferstehung Christi ist sozusagen unermesslich und gilt für die volle Weite unserer Welt und des ganzen Universums. Wer kann denn das auf einen Schlag begreifen!
Ostern ist Revolution. Gottes große Revolution. Keine Evolution, nicht die Weiterentwicklung des Vorhandenen, sondern die Umkehrung aller Dinge. Re-volution. Alles wird auf den Kopf gestellt, nichts ist hier mit den Maßstäben unserer Erde zu beweisen oder abzuweisen. Denn die Auferstehung Jesu Christi ist ein einzigartiges, ein unvergleichbares „Ereignis“. Doch schon das Wort Ereignis reicht nicht hin und aus, um die Botschaft von der Auferstehung Christi nur entfernt zu deuten. Es stammt aus unserer irdischen Erfahrung. Hier jedoch versagen unsere naturwissenschaftlichen und historischen Vergleiche, Erfahrungen und Denkweisen.
Auch Lazarus wurde auferweckt – durch Jesus – doch er ist wieder gestorben, wie auch alle durch Jesus geheilten Menschen irgendwann gestorben sind. Sie lebten erweckt oder geheilt für den Zeitraum eines Menschenlebens weiter und der war damals sehr kurz.
Doch Jesus, der Christus Gottes, der von Gott bevollmächtige Heiland und Herr über alles, ist zu uns gekommen wie Gott selbst. Hier stottern wir einfach, unsere Sprache versagt sozusagen. Er ist nicht nur der Herr über Raum und Zeit, sondern kommt mit einer ganz neuen Wirklichkeit zu uns. Diese lässt sich nicht mehr nach Länge, mal Breite plus Zeit berechnen. Es ist die Dimension Gottes, die eingreift in die Welt des Todes, der Kriege, der Angst und Verzweiflung wie auch in das Leben von Menschen, die den Sinn ihres Lebens verloren, oder ihn noch nie fanden.
Nun beginnt wirklich ein ganz neues Leben auch auf unserer alten Erde. „Sieh, ich mache alles neu.“ Das wird einmal öffentlich werden mitten im Universum. Alle Knie werden sich beugen, so redet die Bibel – und bekennen, dass Christus der HERR über alles ist. Doch auch heute wird es wahr, dass Menschen durch den Glauben an Jesus neue Menschen werden.
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“
„Der Herr ist auferstanden; er ist wahrhaftig auferstanden.“
Johannes Hansen
Prediger - 22. Mär, 18:35